Die neue Normalität

Normalität 2.0

Von Karl-Heinz Möller · 2020

Wenn die Redensart, dass „Nostalgie nicht mehr das ist, was sie einmal war“, und wir dabei beobachten, wie unerbittlich die Covid-19-Pandemiewelle weiter rollt, dann ist „Die Zukunft auch nicht mehr das, was sie einmal sein sollte.“ Diesmal haben Virologen den Zukunftsforschern einen wesentlichen Part ihrer Prognosen für 2021 vorweggenommen. Virus SARS-CoV-2 wird demnach der Menschheit vorerst treu bleiben, es ist gekommen, um zu bleiben. Bis zum Sommer vielleicht, wenn hierzulande Alt und Jung durchgeimpft sind. Schöne Neue Welt! Jedenfalls kein Grund, nicht mit Hoffnung in die Zukunft zu blicken.

Mehrere Personen legen ihre Hände aufeinander (Symbolbild Zusammenhalt)
Zusammen gegen das Virus. Foto: iStock / scyther5

Nach Ansicht des Zukunfts-Wissenschaftlers Professor Horst Opaschowski nehmen wir starke
Veränderung des vergangenen Jahres mit, hervorgerufen durch das Virus. Die Individualisierung, lange ein zentrales Kulturprinzip der westlichen Welt, die ihre Wirkungsmacht zunehmend global entfaltete, hat seiner Ansicht nach in vielen Wohlstandsnationen den Zenit überschritten. Vor allem während der Corona-Krise seien Solidarität und Gemeinschaft zunehmend in den Vordergrund gerückt, auch als eine besondere Abgrenzung zur Individualität. 

Die neue Normalität: Positive Erfahrungen mit Rückkehr an den Arbeitsplatz

Wiedereingliederung in die Arbeitswelt scheint in Deutschland besonders gut zu funktionieren: 88 Prozent der Arbeitnehmer haben positive Erfahrungen mit ihrer Rückkehr gemacht. Mögliche Erklärung: 72 Prozent wurden von ihrem Arbeitgeber darüber ausführlich informiert, wann und unter welchen Bedingungen sie an ihren normalen Arbeitsplatz zurückkehren können. Im Vergleich sind das die höchsten Werte in den untersuchten europäischen Ländern. Das Vorrücken des Themas Nachhaltigkeit auf der Agenda der Bürger vollzieht sich auch in Führungsetagen von Unternehmen. Für das Management erscheint dies neben der ernsten Verpflichtung gegenüber dem Klima und somit der Natur auch in anderer Hinsicht eine überfällige Maßnahme. Sie ist systemrelevant und kann auf die Herangehensweise an Prozesse katastrophale Folgen haben, zum Beispiel im Falle der Lieferkettenoptimierung, von Logistikstrategien oder Datenschutz und -sicherheit. Werden die Klimarisiken in die Gesamtbeschaffungsstrategie einbezogen, können fundiertere Entscheidungen erhebliche existenzielle Gefahren verhindern. 

Finanzielle Risikofaktoren werden selten eingepreist

Der gegenwärtige Zustand der Welt zeigt die Notwendigkeit für mehr Resilienz gegenüber möglicherweise weder vorherzusehenden noch kontrollierbaren globalen Ereignissen. Der Klimawandel stellt zweifelsfrei eine Bedrohung dar. Vorstände müssen dafür sorgen, dass ihre Unternehmen angemessen vorbereitet sind. Nur so können sie resilienter werden und Risiken mindern. So profitieren nicht nur die Bilanzen, sondern auch die Mitarbeiter, Kunden, Umwelt und die Natur. Anfang 2020 sahen CEOs weltweit den Klimawandel als größtes Geschäftsrisiko. In Folge der Pandemie steht nun die Sorge um qualifizierte Mitarbeiter gleichgewichtig an der Spitze. Anleger haben die immense Bedeutung von Nachhaltigkeit spätestens während der Pandemie in die Tat umgesetzt. Die Entwicklung des finanziellen Engagements in nachhaltige Fonds erreicht in diesem Jahr Rekordhöhen. Der Verband der Fondsindustrie BVI zählt seit Juni ein Wachstum von knapp 30 Prozent im Bereich der Privatfonds. Der Wahlsieg der Demokraten in den USA könnte im Kontext von Ökonomie und Ökologie zu weiteren Fortschritten führen. Die Kehrtwende bietet auch große Chancen zur Profilierung für Deutschland und Europa. Der überfällige Reformbedarf bei den internationalen Institutionen – vor allem WTO und WHO – kann konstruktiv vollzogen werden. Welche Wirkung der Wechsel zu Biden auf die Börsenkurse haben könnte, nachdem Wahlverlierer Trump eine geregelte Amtsübergabe zu vollziehen gedenke: Der Dow Jones kletterte auf ein Allzeithoch und durchbrach erstmals die Marke von 30.000 Punkten. Dies könnte ein deutlicher Hinweis sein, dass 2021 ein Jahr der Aktien wird. Als ertragsstarke Segmente werden unter anderem Onlinesysteme, Digitalisierung, Software, Technologie, Pharmazie und Medizin angesehen.

Geopolitische Verschiebungen verändern die Gewichte im Welthandel

An Aktien führe für Reinhard Vennekold, Geschäftsführer MFS und Genius Advisory, kein Weg vorbei. Der Sachverständige für Wertpapiere und Stiftungsmanager sagt: „Die Notenbanken werden ihre Hilfsprogramme im Laufe von 2021 wieder zurückfahren, wenn die Wirtschaft nach Corona wieder anläuft. Eine wesentliche Änderung beim Zinsniveau wird es nicht geben. Sie werden am kurzen Ende tendenziell nicht weiter fallen, sondern eher steigen.“ Wegen des asiatischen Freihandelsabkommens sei geopolitisch China aktuell der große Gewinner. Vennekold erwartet, dass zwischen den USA und Europa bald neue Verhandlungen wegen der Handelszölle folgen, um nicht Anteile am Welthandel zu verlieren. Bei der Umsetzung wird das Gros der Anleger seine individuellen Ziele verfolgen. Gelte es Rücklagen zu bilden, die Altersvorsorge zu sichern, Investitionen oder Vermögensstrategien mit Hilfe von Fonds umzusetzen, die in der Regel zwecks Diversifikation eine Mischung verschiedener Assets beinhalten. Als Trendprodukte sind hier ETFs, Immobilien-, Edelmetallfonds und in größeren Depots auch Private- Equity-Produkte zu nennen. Gold bleibt auch nach Corona ein Thema. Seit den Rekordnotierungen im Sommer mäandert der Kurs ähnlich wie die Aktien hin und her. An der Faszination des Edelmetalls wird diese Unsicherheit nicht viel ändern. Menschen pflegen traditionell ein mystisches Verhältnis zu diesem Stoff. Milliardär Warren Edward Buffett, US-amerikanischer Großinvestor, Unternehmer und Mäzen hat zu ihm ein besonderes Verhältnis: „Gold wird irgendwo auf der Welt aus der Erde gegraben. Dann schmelzen wir es zu Barren, bauen einen unterirdischen Tresor und graben es wieder ein. Wenn uns Außerirdische dabei beobachten, es käme ihnen reichlich obskur und seltsam vor.“ Buffett ist an einigen großen Goldminen
beteiligt.

Quellen:
www.diw.de
www.destatis.de
www.munichre.com
www.mfs.com/de-de/investment-professional.html

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