Investition in die Zukunft

Zwischen Big Bang und Nichts

Von Karl-Heinz Möller · 2023

Bis in das 19. Jahrhundert waren die Menschen der Überzeugung, dass sich Erde, Tiere und Menschen in ihrer jetzigen Form schon immer arrangiert haben. Wissenschaftler betrachteten den Raum und das Universum als statisch, bevor zu Beginn dieses Jahrhunderts der „Große Bang“ als Ursprung des Kosmos akzeptiert wurde. Auch Fortschritt war unbekannt. Er wird vielfach auch heute noch in gewissen intellektuellen Kreisen nicht als solcher akzeptiert.

Eine Hand hält einen Kompass; darüber sind Aktienkurse dargestellt
In welche Richtung zeigt der Finanzkompass? Foto: iStock / ipopba
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Befinden wir uns wieder vor einem „Big Bang“, einem wenig leiseren vielleicht? Oder etwa zwischen weniger oder gar nichts? Immerhin stehen der Abschied von Öl und Erdgas – vom Verbrennen fossiler Elemente – sowie die Nutzung neuer Energien an. Noch tritt die „Alles bleibt, wie es ist“-Fraktion kräftig auf die Bremse. Die Rede ist dort von Deindustrialisierung, Vernichtung von Arbeitsplätzen, Verarmung, Abstieg.

Vorschuss am Aktienmarkt

Aktienkurse gelten als Vorhersage für die Zukunft. Mitte Juni hat der Deutsche Aktienindex DAX mit 16.472 Punkten eine neue Rekordmarke erreicht. Alles gut? In diesem Kontext ist es interessant, wie Deutschlands Technologie-Innovatoren ihr Geld verdienen. Dazu hat die Beratungsgesellschaft Deloitte eine umfangreiche Studie erstellt. Zu mehr als 60 Prozent im Business-to-Business-Bereich im Wachstumssegment Software/Services sogar zu fast 68 Prozent werde gut und profitabel gearbeitet. Während Consumer-Produkte wie Unterhaltungselektronik oder PCs heute dank intensivem Wettbewerb nur noch geringe Margen abwerfen, profitieren deutsche Tech-Anbieter besonders von einem verstärkten Bedarf aus dem profitableren Business-Bereich. Nachgefragt werden B2B-Technologieprodukte von Kunden etwa aus dem Maschinenbau oder dem Finanzsektor. Der Hintergrund ist offensichtlich: Durch die immer umfassendere Digitalisierung von betrieblichen Vorgängen bis hin zu ganzen Geschäftsmodellen werden umfangreichere und komplexere Software-Lösungen notwendig, mit denen oft entsprechende Serviceleistungen einhergehen.

Digitalisierung in den Prozessen

Auch im Bereich Hardware werde fast die Hälfte des Umsatzes mit Geschäftskunden gemacht. Besonders der Maschinenbau sticht hier hervor, der insgesamt sogar mehr Hardware als Software nachfragt. Mega-Trend Industrie 4.0 ist hier ein Wachstumstreiber für hochspezialisierte, margenstarke Spezialhardware wie etwa Sensoren, Kameras und Roboter. Der Maschinenbau als Traditionsbranche deutscher Kompetenz wird auch in Zukunft für starkes Wachstum sorgen. Ähnlich Hardware-lastig sieht es auch in der Automobil-Branche aus, wobei nach einer aktuellen Studie McKinseys hier insbesondere durch Trends wie „Connected Car“ und „Autonomes Fahren“ der Software-Anteil stark wachsen werde. Insgesamt belaufe sich das Wertpotenzial 2030 auf bis zu 400 Milliarden US-Dollar im gesamten Mobilitätsökosystem von Autoherstellern. Wenig überraschen dürfte schließlich, dass im Finanzsektor ohnehin das Geschäft mit Software und Dienstleistungen dominiert.

Investitionen in die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen oder Staaten sind ebenso mit Anleihen möglich. Dank der gestiegenen Zinsen gehören die auch Bonds genannten Papiere in jedes diversifizierte Depot. Sie zeichnen sich als Wertpapiere aus, die über einen definierten Zeitraum regelmäßig Zinsen auszahlen und dienen als Finanzierungsmittel für Unternehmen oder die öffentliche Hand. Das heißt, eine Bank, eine Firma oder der Staat leihen sich für einen bestimmten Zeitraum Geld am Kapitalmarkt.

Grafik: DAX-Entwicklung Mai 2019-Jun 2023

Soziale Rendite: Investition in die Zukunft

Um die gesamte Wertschöpfung zu erfassen, sind Modelle zur Berechnung einer „sozialen Rendite“ interessant, auch Social Return on Investment (SGRI) genannt. Agilität erfordert Haltung, die Veränderungen begrüßt und nicht ablehnt – eine gute Richtschnur für innovative Investments und den SGRI. Anlegen nach echten ESG-Kriterien wird immer häufiger zum Standard. Die Nachfrage nach Investments in das Impact Investing steigt kontinuierlich von Quartal zu Quartal. Mögen die Aufwendungen für die Energiewende eine tragbare Belastung für Bürger und Staat darstellen. Sie sind ein Motor für Innovation und höhere Lebensqualität.

Unternehmen der Investmentbranche legen mittlerweile nicht nur ihre Fonds nach ESG-Kriterien auf. Bei J.P. Morgan Asset Management beispielsweise werden im Rahmen eines sogenannten „Stewardship-Programms“ eine ganzheitliche Allokation und eine so ausgerichtete betriebliche Organisation proklamiert. Diese bestimme die Auswahlkriterien, Verwaltung und Beaufsichtigung von investiertem Kapital, um langfristig nachhaltige Werte zu schaffen.

Zukunftsforscher Matthias Horx hebt die Veränderungen in der Gesellschaft hervor, beispielsweise im Konsumverhalten. Beim Einkaufen würden wir nicht mehr zu einer Kasse gehen müssen, sondern einfach unsere Produkte mitnehmen. Sie seien automatisch beim Verlassen des Supermarktes per Abbuchung bezahlt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten sich vor Ort dann um das Empathische kümmern, beraten oder bei der Suche gewisser Produkte helfen. Auch in der Zusammensetzung und Anwendung von Dünger und Wasser könne die Digitalisierung helfen, Verschwendungen zu reduzieren. Vor allem der Ressourcenverbrauch könne durch Künstliche Intelligenz so gestaltet werden, dass er möglichst effizient und ökologisch verträglich ist. Mit Blick auf die Ressourcen seien dies gute Nachrichten.

Letztendlich steht auch Geld als Medium auf dem Prüfstand der KI. Diese Vision sei keine Utopie, meinte der Philosoph Marshall McLuhan, sondern in Ansätzen bereits Realität. Social Money, nachhaltige Regionalwährungen, Tauschhandel, ein Zuwachs an Transparenz, Vertrauen und Social Responsibility im Wirtschaftssystem – all das seien Symptome dafür, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft in einem umfassenden Wandlungsprozess befinden.

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