Finance 4.0

Markt mit wachsender Akzeptanz

Von Karl-Heinz Möller · 2019

Ob E-Commerce, E-Payment, Robots oder Künstliche Intelligenz – die Finanzindustrie steht vor Umwälzungen, deren Auswirkungen erst in Anfängen zu beobachten sind. Neue Geschäftsmodelle sind schon längst am Start, und die sogenannten Fintechs bedrängen die klassischen Institute mit Prozessoptimierung.

Grafik: Weltkugel vor blauem Hintergrund mit Zahlen außen herum
Foto: iStock/metamorworks

Automatisierung und künstliche Intelligenz werden den Arbeitsalltag und die dafür benötigten Fähigkeiten dramatisch verändern. Bis 2030 wird der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, um bis zu 55 Prozent steigen, während immer weniger händische oder motorische Fertigkeiten benötigt werden. Zu diesen Ergebnissen kommen Analysten von McKinsey in einer Zukunftsstudie zum Thema digitale Transformation am Arbeitsplatz. Gleichzeitig werden soziale und emotionale Kompetenzen an Bedeutung gewinnen. Der Anteil der Arbeitszeit, der diese Fähigkeiten erfordert, wird bis 2030 um rund 24 Prozent zunehmen. Umbrüche erfolgen überall. Ein besonders hohes Potenzial an Einsatzmöglichkeiten wird für die Künstliche Intelligenz (KI) laut einer Studie von Arthur D. Little dem Handel und Konsum zugesprochen. Insgesamt geht es um 97,5 Milliarden Euro, die sich bis 2025 aufteilen in 61,2 Milliarden für Kosteneinsparungen und 36,3 Milliarden Euro für Umsatzsteigerungen. Es versteht sich von selbst, dass die Finanzindustrie in diesem Umfeld eine entscheidende Rolle spielen wird. Deren Umsatz- und Kosteneinsparpotenzial liege bezüglich KI bei 21,3 Milliarden Euro. Technologien wie KI könnten ihre Potenziale aber erst entfalten, wenn auf allen Stufen der Wertschöpfungskette eine nahtlose Vernetzung erfolgt.

Fintechs und ein Billionen-Euro-Markt

Für die ganze Palette der verschiedenen Fintechs, die mit Modellen wie Accounting, Banking, Factoring, Insurance, Risk and Rating oder Saving nahezu alle Prozesse der Finanzwirtschaft abbilden, errechnen Marktforscher in einer Untersuchung des Finanzministeriums ein Gesamtmarktvolumen von 1,7 Billionen Euro. Die Autoren versuchten eine fundierte Prognose zu treffen, wie sich Fintech in Deutschland entwickeln wird. Selbst im pessimistischsten Szenario gehen sie davon aus, dass sich der Fintech-Markt um ein Vielfaches vergrößern wird.

Grafik: Volumen der Investitionen in Fintech-Unternehmen in Europa

Finance 4.0: Die Zukunft entscheidet sich auf dem digitalen Spielfeld

So sehen es auch die Experten der Fintech-Branche. Konkret betrachtet eine andere Studie das Marktvolumen in unterschiedlichen Segmenten wie Vermögensmanagement oder Factoring. Allein für den Bereich des spenden- und gegenleistungsbasierten Crowdfundings beispielsweise könnte der Markt im besten Fall von 36 Millionen auf neun Milliarden Euro Marktvolumen wachsen. Derartige alternative Szenarien gibt es als Studien zuhauf. Sie geben den Beteiligten Anlass zur Hoffnung auf eine florierende Fintech-Zukunft in Deutschland – auch wenn sie vielleicht später kommt, als in anderen Ländern. Offensichtlich sind die bürokratischen und rechtlichen Hürden hierzulande besonders hoch. Ein anderer Faktor ist die Akzeptanz in der Bevölkerung. Vor allem bei den Überweisungen und Onlinebezahlungen werden die FinTechs gerne eingesetzt. Dabei vertraut jeder zweite Verbraucher in Deutschland nach wie vor am ehesten den traditionellen Banken.

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