Bürokratieabbau und Digitalisierung

Unternehmen im Würgegriff der Behörden

Von Jürgen Ackermann · 2023

Jörg Dittrich wählt klare Worte: „Die Bürokratie erwürgt uns inzwischen. Wir brauchen auch beim Bürokratieabbau und bei der Digitalisierung der Verwaltung ein neues Deutschlandtempo“, fordert der Chef des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Mit dieser Forderung steht er in der deutschen Wirtschaft nicht allein.

Eine ausgestreckte Hand ragt hinter einem Stapel an Dokumenten in einem Büro mit weit gespreizten Fingern in die Höhe.
Deutsche Unternehmen ächzen unter immer mehr Bürokratie. Foto: iStock / ArLawKa AungTun

Auch die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer schlagen Alarm. So hat der Branchenverband VDMA durch das Bonner Institut für Mittelstandsforschung (IfM) untersuchen lassen, in welchem Umfang Bürokratiekosten die Unternehmen belasten. Demnach müssen in diesem Industriezweig beispielsweise aufgrund der derzeitigen Bundesgesetzgebung mindestens 375 verschiedene Meldungen, Bescheinigungen und Statistiken beachtet werden. 

Wettbewerbsfähigkeit geht verloren

Die Bürokratiekosten beziffert das IfM bei den untersuchten Firmen auf ein bis drei Prozent des Umsatzes, wobei diese am höchsten im kleinsten Unternehmen sind. Das Volumen entspreche den branchenüblichen internen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. In Relation zu anderen Ausgaben wie etwa für Personal entspreche der Bürokratieaufwand zehn Prozent der durchschnittlichen Personalkosten. Kein Wunder, dass der VDMA durch diese Ausgaben Zukunftsinvestitionen, unter anderem in Innovationen, beschnitten sieht und fürchtet, dass so langfristig die internationale Wettbewerbsfähigkeit verloren geht.

Und es sieht perspektivisch nicht gut aus: „Der Frust bei den Betrieben ist hoch“, beklagt Jörg Dittrich. „Statt spürbarer Entlastungen kommen immer mehr Pflichten und Bürokratie hinzu.“ Überhaupt benennt er diese anwachsende Masse als Belastungsfaktor Nummer eins für die Firmen. Vom Datenschutz bis zur Dokumentation der Abfalltrennung hätten Handwerksbetriebe im Kern dieselben Pflichten zu erfüllen wie Großkonzerne. 

Auch Start-ups stehen hinsichtlich Bürokratieabbau und Digitalisierung unter Druck

Längst hat die Bürokratiewelle auch Start-ups erreicht. „Nahezu 80 Prozent der jungen Unternehmen und Start-ups bezeichnen in unserem jüngsten Gründungsreport den Abbau bürokratischer Hemmnisse als wichtigste Aufgabe für die Politik“, erklärt Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

An Vorschlägen aus der Wirtschaft mangelt es nicht. „Was wir brauchen, sind ein Moratorium sowie Praxis-Checks, damit die Politik die Auswirkungen der geplanten Gesetze besser einschätzen kann“, heißt es beim VDMA. Außerdem sei eine zügige Digitalisierung der Verwaltung dringend geboten, um den Unternehmen zum Beispiel die Datenübermittlung an die Behörden zu erleichtern. Das IfM schlägt zudem vor, dass sich Bundes-, Landes- und Kommunalebene im Vorfeld von Gesetzesinitiativen besser mit Fokus auf den Mittelstand austauschen sollten. Darüber hinaus müssten auch nicht staatliche Institutionen mit Regelungsbefugnis, wie Kammern und Berufsgenossenschaften, ihren Beitrag zum Bürokratieabbau leisten. 

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