Auswirkungen des Angriffskrieges

Verschoben, nicht aufgehoben

Von Karl-Heinz Möller · 2022

Innerhalb weniger Tage haben sich die kurz- und mittelfristigen Perspektiven von Politik, Wirtschaft und Finanzen aufgrund des Ukraine-Konfliktes massiv verändert. Anspruchsvolle Klimaziele sind im geplanten Zeitrahmen nicht zu halten, die Ampel für die Energiewende steht auf Rot. Es herrscht Mangel an Materialien und Vorprodukten, Lieferketten brechen ab. Logisch, dass auch die staatlichen und privaten Finanzen in erhebliche Turbulenzen geraten.

Eine Person stößt eine Kugel bei einem Kugelstoßpendel an.
Krise mit Pingpong-Effekt. Foto: iStock / BrianAJackson

Langfristig könnte dennoch alles bei den anspruchsvollen Plänen bleiben, die von der Regierung seit Beginn der Legislaturperiode angeschoben wurden. Zum Beispiel der generelle Verzicht auf den Einsatz fossiler Rohstoffe und die Umstellung der Wirtschaft und des Konsums auf mehr Nachhaltigkeit. Alles scheint noch machbar. Kurzfristig wäre eine Kehrtwende in der Energieversorgung vonnöten, um politische Abhängigkeiten zu vermeiden. Wobei ein totaler Lieferstopp von russischem Gas und Öl aus Sicht von Wissenschaftlern keine Katastrophe für die deutsche Volkswirtschaft wäre. Engpässe könne es vielleicht noch im kommenden Winter geben, heißt es in einer Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Es bestünde jedoch die Möglichkeit, durch die unmittelbare Umsetzung eines Maßnahmenpakets die negativen Auswirkungen zu begrenzen und soziale Auswirkungen abzufedern.

Ukraine-Konflikt lässt Stimmung sinken und Kurse fallen

Die vom Beratungsunternehmen Sentix gemessene Stimmung der Wirtschaft im Euroraum ist im März wegen des Ukraine-Krieges stark eingebrochen. Gegenüber dem Vormonat fiel der Sentix-Konjunkturindikator um 23,6 Punkte auf minus 7,0 Zähler und damit auf den niedrigsten Wert seit November 2020. Besonders kräftig sanken die Erwartungen der Anleger. Der Subindex gab fast 35 Punkte auf minus 20,8 Zähler nach. „Dies gab es in der rund 20-jährigen Konjunkturindex-Historie noch nie", kommentieren die Frankfurter Marktforscher.

Auswirkungen des Angriffskrieges: Druck auf die Geschäftsergebnisse

Jedes zweite Unternehmen gehe davon aus, dass sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine negativ auf das eigene Geschäftsergebnis auswirken werde. Das ist das spontane Resultat einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom. „Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, geben aber ein aussagekräftiges erstes Meinungsbild. Die deutsche Digitalbranche steht geschlossen an der Seite der Ukraine“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Ukraine sei mit seinen vielen jungen Tech-Unternehmen und engagierten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten ein wichtiger Partner der deutschen Digitalwirtschaft. 
Neben Pandemie und Geopolitik erregt noch ein dritter Faktor die Gemüter: Inflation. Sie schreckt nicht nur Konsumenten, sondern auch die Kapitalanleger auf. Noch sind die Zinsen niedrig. Kürzlich hat auch nach Vorlage der US-Notenbank die EZB über Leitzinserhöhungen nachgedacht. Geldentwertung trifft vor allem Pensionäre hart. Analysten raten Anlegern, jetzt beim Kauf von Aktien und Anleihen besonders auf Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu achten. Multiplikatoren wie dieses und Marktkapitalisierung, Konjunktur-Sensibilität, nachhaltige Dividendenpolitik und geringer Volatilität können ein Depot krisenfester machen. 

Impact Investing im Aufwind

Während der Fokus auf die Ukraine-Krise gerichtet bleibt, herrschen in anderen Regionen der Welt seit Jahrzehnten Not und Unrecht. Hier hat der Begriff Impact Investing seine Wurzeln. Impact Investing umschreibt ein finanzielles Engagement zwischen Spende und Renditemaximierung. Im Detail angelehnt an die von den Vereinten Nationen festgeschriebenen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die "Sustainable Development Goals" (SDGs). Wirkungsorientierte Investitionen fließen etwa in Start-ups, die gesellschaftliche Probleme mit unternehmerischen Mitteln angehen. Ein mehrfach ausgezeichnetes Projekt ist „Discovering Hands“. Das Unternehmen nutzt den Tastsinn blinder Frauen für die Brustkrebs-Früherkennung. Dieses Verfahren erhöht die Überlebenschancen Betroffener, senkt die Kosten für das Gesundheitssystem, und blinde Frauen werden in den Arbeitsmarkt integriert. Rund zwei Dutzend Krankenkassen kommen für die Untersuchung bereits auf. Finanziert worden ist das Start-up größtenteils über einen Social-Impact-Fonds. Weltweit hat der Markt ein Volumen von mehr als 715 Milliarden US-Dollar erreicht, schätzt das Global Impact Investing Network (GIIN). 

ETFs für Nachhaltigkeit

So klar der Trend ist – nicht immer deutlich wird für Anleger, was ihr Geld bewirkt. Häufig denken Anleger bei der nachhaltigen Geldanlage ausschließlich an Umweltaspekte. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Es geht außerdem um soziale Komponenten, also etwa um die Wahrung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten. Aber auch die Frage nach einer maßvollen Unternehmensführung steht auf der Agenda. Gutes Gewissen, schlechte Rendite? Das ist nicht so. Die Renditen können konkurrieren mit anderen ETFs.

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