Portfoliomanagement

Behutsam im Tempo, klar in der Sache

Von Karl-Heinz Möller · 2019

Politische Unwägbarkeiten sind für Anleger offenbar zum Normalzustand geworden. Ihre Risiken lassen sich im Einzelnen nicht kalkulieren und stellen an eine nachhaltige Geldanlage hohe Herausforderungen. Erfahrene Investoren treffen ihre Entscheidungen daher nach einer auf ihre eigenen Ziele ausgerichteten langfristigen Strategie mit Kernelementen wie Aktien und Anleihen sowie weiteren Bausteinen wie etwa Investments in Sachwerte. Gelassenheit gehört dabei zu einer der obersten Prioritäten.

Münzstapel vor blauem Hintergrund. Thema: Portfoliomanagement
Mit System kann auch mit kleinen Beträgen langfristig ein Vermögen wachsen. Foto: iStock/tibor13

Die rapide Erholung börsennotierter Papiere im ersten Quartal 2019 war nach der sehr schwachen Performance im vierten Quartal 2018 so nicht vorauszusehen. Für strategisch aufgestellte Portfolios sind diese Auf- und Abwärtsbewegungen aber eher eine Episode und weniger ein Grund für hektisches Risikomanagement. Zum Planungshorizont von Investoren gehört vor allem die nachhaltige Einschätzung der Realität in einem schwierigen Umfeld mit Niedrigzinsen. Die fast abgelaufene erste Hälfte dieses Jahres zeigt, dass Anleger aus der Eurozone gut entschieden haben, ihre Investments stark zu diversifizieren: Neben Dax-Titeln beispielsweise eine Auswahl von Aktien aus dem S&P 500 und eine Anzahl von Papieren aus den „Emerging Markets“ in ein breit geschichtetes Portfolio aufzunehmen. Es scheint so, als wenn die ganz schnell wachsenden Märkte zurzeit außerhalb Europas liegen. Auch nach der Wahl des Europa-Parlamentes dürfte sich an dieser Grundströmung nichts geändert haben. Anleger sollten die Konsequenzen daraus ziehen und ihre Portfolios noch breiter streuen. Behutsam im Tempo, aber konsequent und logisch in der Sache!

Portfoliomanagement: Europa braucht neue Weichenstellungen für einen gemeinsamen Markt

Die aktuelle Situation setzt die amtierenden Regierungen auf dem Kontinent noch mehr unter Druck. Vor allem in Großbritannien und Italien dürften die Spannungen zunehmen, glaubt Frank Engels, Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment. „Es droht ein Anstieg der politischen Unsicherheit auf zwei sehr kapitalmarktrelevanten Feldern, nämlich dem Brexit und der italienischen Haushaltskonsolidierung", sagt der Anlageprofi. Der Suche nach Chancen sind auch die verstärkt in Frankreich zu erwartenden innenpolitischen Spannungen nicht förderlich. Deutschland wird dabei ein Hort der Stabilität bleiben, aber unter den jetzigen Bedingungen in seiner politischen Starrheit nicht wirklich vorwärtskommen.

Quelle: Bloomberg 2019

Die gesamte Anlageregion wird angesichts der anhaltenden Unsicherheiten über den politischen Kurs Europas mit Bewertungsabschlägen gegenüber international vergleichbaren Investments leben müssen. „Es drohe eine Populisten-Prämie", sagt Engels. Im Gegensatz zur Situation in den USA würde nämlich nicht nur ein populistisch agierender Präsident amtieren, sondern zahlreiche populistisch agierende Parteien. „Der Kontinent braucht politische Bewegung und neue Weichenstellungen, soll er wirtschaftlich erfolgreich und damit strategisch attraktiv für Investoren bleiben", so das Fazit des Anlagestrategen.

Unternehmen beteiligen Investoren per Aktien, Anleihen, Zertifikaten und Beteiligungen am Gewinn 

Gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, sowohl für die Konzerne und insbesondere auch für den Mittelstand, bleiben der Turbo für Konjunktur und Wachstum. Die Dynamik von mehr als 780.000 international aktiven deutschen Unternehmen verschwindet oft hinter den im Dax gelisteten Konzernen. Hier werden laut Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW 45 Prozent der gesamten deutschen Exporte getätigt. Das Tauchen nach Perlen in diesem Meer der teilweise erstklassigen Unternehmen klingt nach detaillierter Recherchearbeit, aber diese Suche lohnt sich. Wenn es hierzulande eine ausgeprägte Unternehmerkultur gäbe, wären diese Champions ein Dorado für engagierte Anleger, reklamieren Analysten und Berater. Nicht nur auf die Small-Caps und ihre Indizes wird hingewiesen, sondern auch auf direkte Beteiligung an Unternehmen. Es fehle an einer Gründerkultur, die nicht nur für Dynamik in etablierte Strukturen sorge, sondern auch Anlegern neue Perspektiven eröffnet, konstatieren die Wirtschafts-Institute.

Einfach, leichter und risikoloser für private Investoren umsetzbar sind die Engagements via Fonds. Insgesamt stehen rund 41.000 davon weltweit zur Auswahl. Hier empfiehlt sich eine straffe Einordnung durch den Bankberater und Vorschläge, die exakt zur Lebenssituation des Kunden passen. Wer selbst die Anlagearchitektur gestalten möchte, greift zu ETFs oder Exchange Traded Funds. Diese Papiere bilden Indizes wie den Dax, den Eurostoxx oder den Dow Jones ab, benötigen kein aktives Management und kosten eine geringe Verwaltungsgebühr. Sie werden auch seitens der Verbraucherschutzverbände empfohlen und ergeben aufgrund ihres breiten Anlagespektrums eine solide Allokation. Selbst Investitionen in kleinere Werte sind weltweit möglich, beispielsweise in Form des MSCI Small Caps.

Als Vorbilder für ein Anlageportefeuille können Stiftungen dienen 

Ob der politischen Unwägbarkeiten ist neben einer breiten Streuung auf mögliche Korrelationen zu achten. Je nach Volumen können Investments in Immobilien, beispielsweise in Form eines Einfamilienhauses oder einer Wohnung, diese verringern. Falls Anleger nicht zu glücklichen Erben gehören, geben Banken, Sparkassen und Volksbanken günstige Kredite zur Umsetzung von Projekten dieser Art. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins noch immer auf null Prozent. Somit sind die Konditionen für zehnjährige Darlehen zur Baufinanzierung sehr niedrig, sie lagen im Mai zum Teil sogar unter einem Prozent. Für private und Institutionelle Anleger mit einer größeren Auswahl an verfügbarem Kapital bilden Immobilien eine der Säulen des Portfolios. Vorstellbar und hinsichtlich der Rendite hochinteressant sind auch andere Sachwerte. Zum Beispiel Gemälde von gefragten Künstlern. Besteht zu diesem Metier ein besonderer Zugang, kommt zur möglichen hohen Verzinsung eine emotionale Rendite dazu.

Als Vorbilder für ausgewogene Portfolios, die sowohl Sicherheit und eine breite Palette von Assets bieten, stehen beispielhaft Stiftungsmandate. Ihre Entscheidungen im kleineren Maßstab nachzubilden, ist eine gute Methode für diverse Depots von Privatanlegern. Hubert Thaler, Vorstand der Werner-Reichenberger-Stiftung, sagt: „Gemeinsamkeiten von Stiftungen und Privatanlegern bei der Wertpapieranlage sind der Erhalt des Kapitals, Erzielung stetiger Erträge, Inflationsschutz und das Thema Nachhaltigkeit.“ Thaler empfiehlt aus heutiger Sicht Aktien mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell und einer ansprechenden Dividende. Sie sollten in jedem Modell vertreten sein. Falls die Aktien deutlich nachgeben, rät er zum Entwurf eines Plan B. Gute Unternehmensanleihen mit soliden Emittenten seien attraktiver als Staatsanleihen und sollten in keinem Depot fehlen. Aus Sicht eines Stiftungsvorstandes dürfen dabei die Kosten für die Vermögensverwaltung maximal zehn bis 15 Prozent des jährlichen Wertzuwachses ausmachen.

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