Nachhaltige Energieversorgung

Schneller wenden

Von Jens Bartels · 2023

Die hohen Energiepreise in Deutschland könnten durch eine konsequente Umsetzung der Energiewende deutlich sinken. Davon würden Verbraucher genauso wie Unternehmen profitieren. In energieintensiven Branchen wird dabei als Alternative zu fossilen Brennstoffen grüner Wasserstoff an Bedeutung gewinnen.

Auf einer grünen Wiese mit blauem Himmel stehen Windräder, Solarplatten und im Vordergrund Tanks mit der Aufschrift
Bei der Energiewende muss Deutschland mehr Tempo machen. Foto: iStock / Vanit Janthra

Egal, ob als Maßnahme für den Klimaschutz oder für den Gewinn eines globalen Wettbewerbsvorteils: Es gibt genug gute Gründe, die Energieversorgung nachhaltig aufzustellen. Der Thinktank Agora Energiewende hat durchgerechnet, wie Deutschland mit einer Investitionsoffensive in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und strombasierte Technologien die fossile Energiekrise strukturell überwinden und zugleich seine Ausgaben für Gas- und Ölimporte massiv senken könnte. Dazu hat der Thintank ein Maßnahmenpaket in Höhe von 92 Milliarden Euro vorgeschlagen, das Herstellungs- und Umsetzungskapazitäten für klimaneutrale Technologien ausweitet, bürokratische Hürden abbaut und eine sozial gerechte Förderung sowie die Absicherung von Investitionen finanziert. Den erforderlichen Haushaltsmitteln würden dabei Einsparungen bei Öl- und Gasimporten in Höhe von 160 Milliarden Euro gegenüberstehen. In der Folge könnten die Energiepreise in Deutschland nach Überzeugung der Autoren der Studie wieder dauerhaft sinken – die Energiewende würde die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands langfristig stärken. 

Wirtschaft unterstützen durch Nachhaltige Energieversorgung

Parallel dazu würde angesichts der andauernden Unsicherheiten auf den globalen Märkten für Öl und Gas ein Stromsystem auf Basis erneuerbarer Energien die Volkswirtschaft gegen volatile Preisentwicklungen schützen. Bis dieser Zustand erreicht ist, können insbesondere Unternehmen, die sich trotz hoher Energiekosten im internationalen Wettbewerb behaupten müssen, auf günstige Strompreise hoffen. So plant Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für eine Übergangszeit, in der noch keine ausreichenden Kapazitäten etwa an billiger Wind- und Sonnenenergie zur Verfügung stehen, einen staatlich subventionierten Industriestrompreis von sechs Cent je Kilowattstunde. Einige Marktbeobachter bejubeln den Plan als wichtig für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft, andere wiederum sind aufgrund der Stromsubvention in Sorge um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.

Abhängigkeiten unvermeidbar

Zu den wichtigen Bausteinen einer nachhaltigen und gleichzeitig wettbewerbsfähigen Wirtschaft wird auch der aus Wind oder Sonne erzeugte grüne Wasserstoff gehören. Er soll in Zukunft gerade in Bereichen wie der energieintensiven Stahl- oder Chemieindustrie eine elementare Rolle spielen, in der fossile Brennstoffe auf absehbare Zeit nicht durch grünen Strom ersetzt werden können. Allerdings entstehen dadurch neue Abhängigkeiten, da Deutschland nicht in der Lage sein wird, selbst ausreichend grünen Wasserstoff herzustellen.

Schon gewusst?

Mehr Strom aus Wind und Sonne – aber auch aus Kohle

46,3 Prozent des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms stammte im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien, teilte das Statistische Bundesamt mit. Ein Plus von 7,3 Prozent. Neben der stärkeren Stromerzeugung aus Windkraft trug ein deutlicher Zuwachs beim Solarstrom zu diesem Anstieg bei.

Gleichzeitig wurde 2022 aber auch mehr Kohle verstromt. So kam ein Drittel (33,3 Prozent) des Stroms aus Kohlekraftwerken (plus 8,4 Prozent). Die Stromerzeugung aus Erdgas- und Kernkraftwerken sank dagegen.

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