Corona und Aktien

Wert oder Wachstum, oder beides?

Von Karl-Heinz Möller · 2021

Ein Männchen sitzt in einer Tabelle; ein Aktienkurs ist wie eine Schaukel geformt, in der er sitzt.
Bild: iStock/Nuthawut Somsuk

Die Covid-19-Einschränkungen nehmen ab, und die Wachstumserwartungen schnellen weltweit nach oben. Gründe dafür sind der große Nachholbedarf der Verbraucher, Produktionsstau in den Fabriken und Kapital, welches neue Ziele sucht, um nicht in die Zinsfalle zu tappen.

Die fulminante Erholung an den globalen Börsen ist seit Monaten stabil, wenn auch der Schwung langsam nachlässt. Frische Impulse, die den Auftrieb der vergangenen Monate verstärken könnten, werden gesucht. Die bisher zyklischen Marktsegmente treten zurück und geben die Bühne frei für Segmente, die für sich genommen stärker in tragende Rollen schlüpfen. Zum Beispiel weil sie einen Wert haben, den der Kurs nicht widerspiegelt.

In den meisten Analysen börsennotierter Unternehmen werden Themen aufgeführt, die in vielfältiger Form den Klimawandel und die Dekarbonisierung der Luft als vorrangige Ziele auf ihrer Agenda haben. Das Spektrum reicht dabei von Automobilkonzernen, Energieversorgern bis zu Textilfabrikation, die ohne Chemie unter Achtung der ESG-Kriterien der UNO produzieren. Die Rede ist von der Green Economy. Auch Grünes Geld gehört in diese Kategorie. Es wird nur in Projekte angelegt, die nach strengen Regeln dem Klimaschutz dienen.

Inflation könnte Kursentwicklung stören

Entscheidende Frage für die Marktentwicklung bleibt, wie sich die Inflation entwickelt. Zunächst fällt der starke Preisanstieg im Jahresvergleich auf. Dies ist jedoch vor allem ein statistischer Effekt, denn schließlich hat sich die Weltwirtschaft von einem deutlich geringeren Ausgangsniveau im Krisenjahr erholt. Ernst zu nehmende Inflationssignale kommen hingegen aus den USA. Dort könnten vor allem der zunehmende Lohndruck und die Erwartungen der privaten Haushalte zu steigenden Verbraucherpreisen die Inflation ernsthaft verschärfen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Aktionäre in Deutschland um 28 Prozent beziehungsweise 2,7 Millionen auf 12,4 Millionen gestiegen. Dies ist der größte Zuwachs seit zwanzig Jahren. „Das ist sensationell“, freut sich Christine Bortenlänger, geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts DAI. „Mehr Aktiensparerinnen und -sparer gab es zuletzt 2001.“ Inzwischen hat jeder Sechste in Deutschland Aktien, Aktienfonds oder Aktien-ETFs im Depot.

Corona und Aktien: Rotation in der Depot-Struktur

Zudem habe das Coronajahr den Aktienboom bei Jung und Alt befördert. Denn die Menschen hätten 2020 mehr Zeit gehabt, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Interessant ist, dass viele Anleger im März und April die niedrigen Börsenkurse als Chance für den Einstieg in den Aktienmarkt genutzt haben. „Der letztjährige Boom bei den Aktionären sei ein gutes Zeichen für die Aktienkultur in Deutschland. „Die Aktienanlage hat über das Smartphone die Hosentasche erreicht“, kommentiert Bortenlänger. Die aktuelle Rallye bei Value-Aktien könnte länger anhalten als in früheren Fällen. Gründe dafür seien Inflationserwartungen, anziehende Kapitalmarktzinsen und die momentane Positionierung vieler Investoren, lautet die Einschätzung von Ingmar Przewlocka, Fondsmanager bei Schroders. Einiges spricht für die Fortsetzung der Value-Aufholjagd. Value-Investing verfolgt das Ziel, unterbewertete Aktien zu kaufen – in der Hoffnung, dass die Börsenkurse aufholen und den wahren Wert des entsprechenden Unternehmens künftig besser widerspiegeln. Typisch für Value-Firmen sind ein niedriges Kurs-Gewinn- (KGV) oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), eine hohe Dividendenrendite und eine hohe Eigenkapitalquote. 

Grafik: Entwicklung des MSCI World Index in den Jahren von 2000 bis 2020
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