Biotechnologie als Investment

Medikament für das Portfolio

Von Karl-Heinz Möller · 2017

 Eine Person im Laborkittel hält eine Pflanze in einem Glasschälchen. Thema: Biotechnologie als Investment

Immer mehr kleinere und mittelständische Unternehmen mischen die Biotechnologie-Branche auf. Auch bekommen Konzerne wie Bayer, Merck oder Sanofi zunehmend Konkurrenz von einst kleinen Biotech-Firmen. Gründe dafür sind unter anderem, dass viele Patente von Konzernen auslaufen sowie die Innovationskraft und Entdeckermentalität junger Forscher.

Die weltweite Marktkapitalisierung der Biotech-Branche liegt nach Erhebungen der Unternehmensberatung Ernst & Young mittlerweile bei mehr als einer Billion Dollar. Wo viel Kapital fließt, dreht sich das Fusions- und Übernahmekarussell.  Überdies verändert eine kontinuierliche Verschmelzung der Branchen Pharma, Biotech und Healthcare die Landschaft. Jedenfalls entsteht ein interessantes Terrain für Anleger. Beispiel Börsen: Vier der zehn attraktivsten Aktien der vergangenen fünf Jahre stammen laut einer Studie der Boston Consulting Group aus der Pharma- und Biotech-Branche. 

Biotechnologie als Investment: Querschnittstechnologie für viele Bereiche

Mit Biotechnologie lassen sich neue Medikamente entwickeln, Pflanzensorten kreieren oder Alltagsprodukte wie Waschmittel und Kosmetika effizient herstellen. Zur Unterscheidung dieser verschiedenen Anwendungsgebiete hat sich eine Farbenlehre gebildet: Die Branche unterscheidet zwischen der roten, grünen und weißen Biotechnologie, die sich auf die Segmente Medizin (rot), Landwirtschaft (grün) sowie Industrie (weiß) bezieht.

Biotechnologie ist keine neue Wissenschaft. Lebende Mikroorganismen werden seit jeher bei der Herstellung von Bier, Wein und Brot eingesetzt. Heute arbeitet die moderne Biotechnologie vornehmlich mit Methoden der Molekularbiologie. Grundlagen wurden mit den wachsenden Fortschritten der Mikrobiologie und der Genetik im 19. Jahrhundert gelegt. Meilensteine waren  die Entdeckung der ersten Enzyme als Biokatalysatoren und der Einsatz von Bakterien als Produzenten für medizinische Wirkstoffe.

Die medizinische Biotechnologie rückte erst vor ein paar Jahrzehnten im Zuge der modernen Genomforschung ins Rampenlicht. Ein Meilenstein ist die Entzifferung des Humangenoms im Jahr 2001. Besonders bei Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs haben Wissenschaftler große Fortschritte erzielt. Standen bisher die Symptome einer Krankheit im Fokus, lassen sich mit dem Wissen der Genome (Gesamtheit aller Gene) und Proteome (Gesamtheit aller Eiweiße) inzwischen auch die Ursachen bekämpfen. 

Medizinische Biotechnologie als Wirtschaftsfaktor

Als Wirtschaftsfaktor hat die Biotech-Branche sich längst etabliert. So machten in Europa und den USA 2015 etwa 670 börsennotierte Unternehmen mit über zweihunderttausend Mitarbeitern gut 133 Milliarden Dollar Umsatz (122 Milliarden Euro). Wachstum gab es in fast allen Anwendungsgebieten, insbesondere bei Mitteln gegen immunologische (beispielsweise rheumatische) Erkrankungen und Krebs. Nach den USA ist Deutschland weltweit der größte Produktionsstandort für biotechnologisch hergestellte Medikamente.

Produkte der Biotechnologie gehören heute zum normalen Alltag. Lebensmittel, hochwertige Chemikalien, Enzyme, Arzneimittel, Vitamine, Wasch-und Reinigungsmittel sowie Agrochemikalien sind nur einige Beispiele. 

Als Investment können Anteile von Biotechunternehmen ein Depot dynamisieren. Mit dem Risiko, dass bei fehlendem Erfolg von neuen Präparaten diese vorher als Hoffnungsträger gefeierten Papiere an der Börse abstürzen. Marktkenntnisse sind für ein Anlageengagement unerlässlich. Alternative Lösungen für Anleger, die Biotechwerte gerne in ihrem Depot haben möchten, sind entsprechend ausgerichtete Investmentfonds. Auf Grund der Mischung mit einer Vielzahl verschiedener Unternehmensanteile und aktivem Management durch professionelle Fondsmanager sinkt die Gefahr von Verlusten erheblich. 

Auch die direkte Beteiligung in Form von Venture Capital kann eine gewinnbringende Alternative sein, um vom rapiden Wachstum und den Chancen von Biotechunternehmen wie Startups zu profitieren. Im Idealfall entsteht eine Win-win-Situation: Ein neues Medikament gelangt erfolgreich auf den Markt (gesellschaftliche Rendite), und die Beteiligung belebt positiv das Depot (finanzielle Rendite).

Umsatz, Gewinn & Marktkapitalisierung europäischer Biotechnologieunternehmen. Quelle: Ernst & Young, 2016
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