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ESG-Kriterien

Die Ausrichtung der EU Wirtschaft auf Nachhaltigkeit

Von Olivier Carré · 2021

Olivier Carré, Financial Services Market Leader, PwC Luxembourg

Olivier Carré, Financial Services Market Leader, PwC Luxembourg und Co-Author der PwC-Studie „2022: The growth opportunity of the century“ über Nachhaltigkeitstrends im europäischen Finanzwesen.

Die Themen ESG und Nachhaltigkeit haben sich aus dem Nischendasein in den Mainstream der Gesellschaft und des Finanzwesens entwickelt, nicht erst seit der offensiven Umstellung der gesetzlichen Vorgaben seitens der EU im Rahmen des ‚Green Deals‘.

1. ESG Investitionen stellen plus 50 Prozent des Marktes

Der europäische Asset- und Wealth-Management-Sektor hat sich an die Spitze der ESG-Welle gesetzt und verfügt über mehr als zwei Drittel der weltweiten ESG-Vermögens. Dieser Trend wird verstärkt durch ein Zusammenspiel der institutionellen und regulatorischen Dynamik: der EU Gesetzgeber wird in den Jahren 2021 bis 2023 neue Offenlegungsstandards für Finanzprodukte (Offenlegungsverordnung oder SFDR) und erweiterte, verpflichtende Vorgaben zur Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in den Anlagezielen bei treuhändischen Investoren/Beratern (Pensionskassen, Versicherungen, Banken und Anlageberater) einführen. Aufgrund dieser gesetzlich befeuerten Dynamik und den in Interviews im Rahmen der Studie mit führenden Institutionellen Investoren bekundeten sehr schnellen Umstellung der Investitionen überwiegend in ESG-Neuprodukte innerhalb der kommenden zwei Jahre, prognostiziert PwC, dass sich die europäischen ESG-Vermögenswerte auf bis zu 7,6 Milliarden Euro erhöhen werden, was einem Marktanteil von 57 Prozent des gesamten Investmentfondsvermögens im Jahre 2025 entspricht.

2. EU Offenlegungsverordnung – die Einführung des ‚Double Materiality‘ Konzepts

Der EU Aktionsplan zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums setzt ein deutliches Ziel zur Umleitung von Kapitalflüssen auf nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten durch die EU Finanzinvestoren und Anlageberater. Zu diesem Zweck werden neue Standards der Offenlegung der Finanzprodukte (OGAW-Fonds, Alternative Fonds, Versicherungsanlageprodukte und Vermögensverwaltungen) vorgegeben. Für die Finanzberater und Fondsgesellschaften bildet dies eine neue Nomenklatur der Produktklassifizierung und dem angeschlossen der erforderlichen Offenlegungen. Die neuen Produktklassen der Nachhaltigkeit sind sogenannte Art. 8 Fonds (Fonds mit ESG Charakteristiken als Beimischung in ihrer Anlagepolitik) und Art. 9 Fonds (Fonds mit einem primären Anlageziel im Bereich Nachhaltigkeit). Diese Offenlegungsanforderungen werden zum 01. Januar 2022 im Level zwei ihre vollumfängliche Umsetzung erfahren und fokussieren auf der Festlegung und Artikulation an den Investor der ESG oder Nachhaltigkeitskriterien die verpflichtend in den Anlageentscheidungen berücksichtigt werden sowie der minimalen Allokation von ESG beziehungsweise nachhaltigen Anlagen im Portfolio. Somit sind bei diesen Art. 8 und Art. 9 Produkten nicht nur finanztechnische und wirtschaftliche Faktoren ausschlaggebend, sondern auf gleicher Ebene auch ESG oder Nachhaltigkeitsindikatoren – eine neue ‚doppelte Materialität‘ entsteht.

3. EU Taxonomy – die Klassifizierung der Nachhaltigkeit

Eine der wichtigsten Entwicklungen zur Erreichung des Ziels der EU einer nachhaltigen Wirtschaft ist neben der Verpflichtung von Finanzinvestoren zur Berücksichtigung und Offenlegung von Nachhaltigkeitsaspekten, die Erarbeitung und Veröffentlichung der ersten Teile der sogenannten EU Taxonomy. Dieses Regelwerk hat den Anspruch für die verschiedenen Wirtschaftsaktivitäten der Unternehmen innerhalb der EU eine Klassifizierung der Nachhaltigkeit dieser Aktivitäten vorzugeben. Somit bildet die Taxonomy das Rückgrat der Bestrebungen nach einer Umstellung auf Nachhaltigkeit und kritische Information zur Erreichung der Offenlegungsstandards auf Finanzproduktebene.

Die Feststellung der Nachhaltigkeit wird mittels eines Entscheidungsbaumes an dem substantiellen Positivbeitrag auf ein Nachhaltigkeitsziel der EU bei gleichzeitiger Nicht-Verletzung der anderen Nachhaltigkeitsziele und Einhaltung von minimalen ‚Governance‘ Standards erreicht. Diese Vorgehensweise entspricht nicht den gängigsten Methoden von Auswahl und Feststellung der Nachhaltigkeit auf freiwilliger Basis und stellt somit die Markteilnehmer vor einer nicht zu unterschätzenden Herausforderung. Die EU Taxonomy für Klima und die Offenlegung seitens des Wirtschaftsteilnehmer des Umsatzanteils aus Taxonomy Aktivitäten werden ab 01. Januar 2022 verpflichtend – die Weiterführung der anderen Umweltziele und einer noch zu erarbeitenden Sozialen Taxonomy folgen ab 2023.

4. Wettbewerb und Nachhaltigkeit

Um diese Wettbewerbsumwälzung zu meistern und die ESG-Chance zu nutzen, müssen europäische Fonds- und Vermögensverwalter ihr Wertversprechen und ihre Wettbewerbsfähigkeit überdenken. Dies erfordert nicht nur eine Veränderung der Anlagestrategien, sondern auch zu überdenken, wie ESG-Grundsätze sowohl strategisch als auch operativ in die eigenen Organisationen eingebracht werden können.

Wir empfehlen eine klare strategische Entscheidung, wie tief und schnell ESG in die Organisationen eingebracht wird.  In unserer Studie „2022: The growth opportunity of the century“ haben wir sieben Schlüsselmaßnahmen identifiziert:

1. Neupositionierung ihrer Organisation

2. Glaubwürdig und konsistent in ihrem ESG-Ansatz sein

3. Erreichen der nächsten Stufe der ESG-Integration auf Produktebene

4. Die Herausforderung der ESG-Daten angehen

5. Entwicklung eines starken ESG-Risikomanagement-Rahmens

6. Berichterstattung an Investoren

7. Aufklärung der Investmentgemeinschaft und ihrer Mitarbeiter

5. Ausblick: EU Social Taxonomy and Sustainable Corporate Governance

Es wird sich zeigen wie die getroffenen gesetzlichen Maßnahmen von Wirtschaft und Gesellschaft umgesetzt werden, doch eines scheint uns sicher: Die Themen Umwelt, soziale Belange und Governance (ESG) werden dieses Jahrhundert maßgeblich mitbestimmen. Diese Verschiebung stellt eine einmalige Chance dar – nicht nur für die Finanzindustrie, sondern auch für die zukünftige Entwicklung des gesamten europäischen Kontinents. Da das globale Kapital zunehmend für nachhaltige Projekte verwendet wird, ist Europa gut positioniert, um als globaler ESG-Hub neue Arbeitsplätze und Chancen entstehen zu lassen und damit einen nachhaltigeren Wohlstand zu schaffen.

Mehr erfahren?

Hier finden Sie die PwC-Studie „2022: The growth opportunity of the century“:

https://pwc.to/343vnCg

Kontakt

PricewaterhouseCoopers
2, rue Gerhard Mercator
B.P. 1443 L-1014 Luxembourg
E-Mail: olivier.carre@pwc.com
Web: https://www.pwc.de

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